Marei Loellmann ist eine interdisziplinäre Künstlerin. In der Auseinandersetzung mit verschiedenen Materialien schafft sie textile Arbeiten, in denen sie das Verhältnis des Menschen zu seiner Umgebung reflektiert. Als Teil verschiedener Kollektive entwickelt sie ortsspezifische, prozesshafte Installationen und Performances, die sich mit gesellschaftspolitischen Fragen des Zusammenlebens beschäftigen. Die Arbeiten von Marei Loellmann wurden – solo und kollektiv – in unterschiedlichen Kontexten präsentiert, darunter im Kunstraum Kreuzberg, im Haunt in Berlin, in der Volksbühne Berlin, in der Galerie im Körnerpark Berlin, beim Copenhagen Opera Festival und im Haus der Kulturen der Welt in Berlin.
Ich habe während der Residency eine längere Recherche zu einem neuen künstlerischen Vorhaben angefangen. In dem Vorhaben untersuche ich das Weben als dialogische Arbeitsmethode, mit der Fragestellung, welche Gestalt ein Gesprächsraum haben kann, wenn nicht der Inhalt, sondern der Raum, der zwischen den beiden Körpern liegt, verwebt wird? Welche Möglichkeiten eröffnen sich durch diesen Vorgang, in dem die beteiligten Körper metaphorisch wie wörtlich eingebunden sind und der Austausch sich so situativ entwickelt? Mein Ausgangspunkt waren zwei Ansätze, die ich miteinander verknüpfen wollte: zum Einen den Begriff der Intraaktion (im Gegensatz zur Interaktion), mit dem die Physikerin Karen Barad vorschlägt, dass Ereignisse ihrer Interaktion nicht vorausgehen, sondern aus ihr hervorgehen. Zum Anderen orientiere ich mich an der Deep Listening-Praxis der Komponistin Pauline Oliveros, mit der sie dazu einlädt, aktiv in die Klänge des täglichen Lebens hineinzuhören statt sie auszublenden. Beide Frauen eröffnen Perspektiven, den Raum zwischen bzw. innerhalb von Körpern als einen aktiven und atmenden Prozess, als wechselseitige Beziehung zu erleben. Während meiner Zeit im Künstlerdorf habe ich verschiedene Garne mit Holunderbeeren gefärbt. Die Beeren habe ich in der Umgebung von der Stiftung gesammelt. Gegen Ende der Residency habe ich einen Workshop mit dem Titel weaving as a form of listening im Rahmen des „Making Worlds“-Programms in dem Künstlerdorf initiiert.