Verteilt über das Außengelände des Künstlerdorfs informieren neun Schilder über die geschichtlichen Hintergründe, Entwicklungen und das Programm des Künstlerdorfs. Die Autorin Grashina Gabelmann führte Interviews mit ZeitzeugInnen, GründerInnen und Mitwirkenden.
Einen Auszug der Inhalte finden Sie hier.
Lassen Sie sich von den mündlich erzählten Geschichten mitnehmen in die Hintergründe dieses Ortes!
Vorstand des Fördervereins Künstlerdorf Schöppingen, Gründungsveranstaltung am 27.9.1988 im Alten Rathaus Schöppingen, Foto: Janny Heisterborg
Die Idee des Künstlerdorfs, als einem städtebaulichen Kleinod, nahm durch den Leerstand des Hofs Schulze Johann sowie den weiteren Ankauf des Hofs Schulze Dorfkönig im Zentrum der Gemeinde Schöppingen Gestalt an. Aufgrund ihrer charakteristischen Bauweise, unter Verwendung des gebietstypischen gelblichen Kalksandsteins, wurden die Höfe im Jahr 1985 als bedeutende Dokumente ländlicher Baukultur unter Denkmalschutz gestellt.
Der heutige „Hof der Literatur“ entstand aus dem ehemaligen Hof Schulze Johann, der von August Schulze Johann aus Telgte um 1878 errichtet wurde. 1907 wurde ein eigenständiges Nebengebäude ergänzt, das zum Brotbacken genutzt wurde. 1933 wurde dieses Nebengebäude in das Wohnhaus integriert und erhielt seine heutige Gebäudestruktur. Die Funktion jedoch wandelte sich von der Backstube, zum Schweinestall bis hin zur aktuellen Nutzung als Bibliothek. Im ehemaligen Hühnerstall befinden sich heute zwei Wohnungen sowie eine Ausstellungshalle.
Der heutige „Hof der Künste“ wurde 1903 als Wohnhaus von Bernhard und Mathilde Schulze Dorfkönig erbaut. Die Tenne, in der sich heute die Werkstatt befindet, stammt ursprünglich aus dem Jahr 1839. Bis zu seinem Verkauf und dem funktionalen Umbau im Jahr 1989 hielt dieser Hof zahlreiche Nutztiere vor Ort, was auch den Anstoß gab, den Hof aus dem Ortskern zu verlegen und einer anderen Nutzung zuzuführen.
Der „Heimatverein Schöppingen“ hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1972 zum Ziel gesetzt, Besonderheiten und Traditionen des Dorfes und der Region zu bewahren und zu fördern. Dazu zählen die Pflege des lokalen Brauchtums, des Dialektes „Münsterländer Platt“ und „Schöppinger Platt“ sowie die Organisation von und Beteiligung an gemeinschaftsfördernden Festen und Veranstaltungen. Diese sind etwa das Osterfeuer, das Kartoffelfest, das Apfelfest sowie zahlreiche Aktivitäten.
Die „Museumsscheune“ dient heute als Ausstellungsraum für alte landwirtschaftliche und im Haushalt gebräuchliche Gegenstände und Geräte. Sie wurde mit der Zeit erweitert und zu einzelnen thematischen Bereichen eingerichtet. Ursprünglich wurde die Scheune im 19. Jahrhundert als so genannte „Mäusescheune“ errichtet. In dieser Funktion diente sie der Lagerung von Getreide und wurde auf Steine gestellt, so dass keine Mäuse ins Innere gelangen konnten. Nachdem die Scheune nicht mehr in Gebrauch war und verwitterte, wurde sie auf Initiative des Heimatvereins hin bis auf ihr Grundgerüst zurückgebaut und restauriert, bis sie schließlich am 30. September 2001 als Museumsscheune eröffnet wurde.
Die Museumsscheune ist, außer in den Wintermonaten, in der Regel am ersten Samstag im Monat von 10 bis 12 Uhr geöffnet.
In einer Schenkungsurkunde Ludwigs des Frommen an das Herforder Kloster im Jahre 838 wird erstmals der Name pagus Scopingus urkundlich erwähnt. Dieser Name bezeichnet nicht nur eine Siedlung sondern einen weitläufigen fürstbischöflichen Gerichtsbezirk (Gogericht), einen Gau. In diesem Namen „Scopingus“ ist leicht der spätere Name Schöppingen zu erkennen.
Im Jahre 1583 entschloss man sich, ein Rat- und Gemeindehaus zu errichten. Zusammen mit diesem Bauwerk, dem „Alten Rathaus“, führte man zur gleichen Zeit ein Ortswappen ein.
Das bekannte Wappen mit dem Schaf kam damals so zustande, indem man den alten Gaunamen Scopingau als „Schafsgau“ deutete und somit als Wappentier das Schaf wählte.
Nach neueren Nachforschungen ist aber auch eine andere Deutungsweise des Wortes „Scopingau“ möglich, nämlich, dass der alte Gauname Scopingau aus dem Wort „Schöpfen“ wie Schöpfen aus einer Quelle (wie z.B. die Quelle unterhalb der Pfarrkirche St. Brictius) entstanden ist.
Diese Ansicht ist aus heutiger Sicht folgerichtiger, als den Namen Scopingau als Schafsgau zu deuten.
Residenzprogramme stellen KünstlerInnen Zeit, Raum und Ressourcen zur Verfügung, um sich herausgelöst aus ihrer normalen Alltagsumgebung und deren Zwängen auf einzelne Projekte oder Fragestellungen konzentrieren zu können. Mit dem Wandel künstlerischer Praktiken und Bedarfe hat sich im Laufe der Jahre auch die Arbeit und Infrastruktur des Künstlerdorfs Schöppingen verändert. Über Formen der Koproduktion, des Wissenstransfers und des kollektiven Lernens werden zusätzlich Beziehungen gestärkt und letztlich Brücken zwischen Disziplinen und gelebten Erfahrungen geschlagen.
„Residenzen für KünstlerInnen und KuratorInnen haben in den letzten Jahren innerhalb des Ökosystems der zeitgenössischen Kunst zunehmend an Bedeutung gewonnen. Sie sind nicht nur entscheidende Knotenpunkte für die internationale Mobilität und Karriereentwicklung, sondern auch unschätzbare Infrastrukturen für kritisches Denken und künstlerische Experimente, kulturübergreifende Zusammenarbeit, interdisziplinäre Wissensproduktion und ortsspezifische Forschung.“
-Taru Elfving und Irmeli Kokko, in: „Contemporary Artist Residencies. Reclaiming Time and Space”, 2019
„Residenzprogramme sind weltweit als Werkzeug des Kulturaustauschs erfolgreich. Angesichts wachsender, globaler Verflechtungen sind Residenzprogramme eine zentrale Ressource des Wissenstransfers, der Vernetzung und der internationalen Zusammenarbeit geworden. Dabei begegnen sie stetig neuen Herausforderungen. Dies betrifft etwa wachsende Anforderungen an ökologische Nachhaltigkeit und langfristige Wirksamkeit.“
-ADIR (Arbeitskreis Deutscher Internationaler Residenzprogramme), 2023
„Unser Projekt – ein Kleinod von Kunst, Austausch, Begegnung und Reflexion.“
-Dr. Claus Urban, erster Direktor der Volkshochschule Ahaus (1974-2008) und Mitbegründer des Künstlerdorf Schöppingen
Verabschiedung von Rolfrafael Schöer, am 4. Dezember 1996
“Und diese Gespräche, die manchmal bis in die Nacht gingen, wo also nicht nur gelästert und rumgealbert wurde, sondern wirklich Probleme gewälzt wurden, Autorenprobleme oder gesellschaftliche Probleme, diese Zeit vermisse ich eigentlich.”
-Rolfrafael Schröer, von 1989 bis 1996 Gründungsdirektor des Künstlerdorf Schöppingen, im Interview
mit Dr. Enno Stahl, am 27. Januar 2010.
Das zwei mal drei Meter große Schild mit der Aufschrift „Auschwitz, nur 969 km – nie wieder“ von Pier van Djjk war 1995 im Rahmen der Kunstaktion „50 Jahre Befreiung vom Faschismus“ angebracht worden und hing als Monument gegen Faschismus und Gewaltherrschaft zwölf Jahre lang an der Außenwand des Künstlerdorfs.
Durch die Teilnahme an der Regionale 2016, einem Strukturförderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen, war es möglich, sowohl die Kulturhalle zu modernisieren, die Flächen um das Künstlerdorf neu zu gestalten und das Rathaus zu sanieren.
„Das innovative Potential des Projektes „Kraftwerk Künstlerdorf“ ergibt sich aus seiner spartenübergreifenden Ausrichtung ebenso wie aus der Kombination verschiedener Ebenen innerhalb des Gesamtkonzeptes. Dessen ambitioniertes Ziel ist es, vor dem Hintergrund der Energiewende modellhaft das Zusammenspiel der technischen Möglichkeiten erneuerbarer Energien mit künstlerisch-ästhetischen Angeboten zu erproben.
Beispielhaft wurden so in dem Modul „Kraftstationen“ Kunstwerke geschaffen, die ästhetische, raumplanerische und ökologische Sichtweisen mit dem rein Technischen als Ganzes verbinden. Indem Energie dabei auch aus künstlerischer Sicht betrachtet wird, werden die geistige und ästhetische Komponente als gleichberechtigt zu den technischen Verfahren angesehen. Räumlich ist das Projekt im Außenraum der eigentlichen Kraftwerk- zentrale, nämlich der multifunktionalen Kulturhalle, angesiedelt. Mit den „Kraftstationen“ von José Antonio Orts „Wäldchen“ und Franziska Wicke/Jadranko Barišić „Kardo“ konnten eindrucksvolle Projektbausteine verwirklicht werden. So entwickelt sich mit den bereits vorhandenen künstlerischen Arbeiten etwa von Franz John „Ressource Farbe“ oder von Silvia Wienefoet „Leuchtfeuer“ ein vielschichtiges Ensemble zum Thema „Kunst und regenerative Energie“.“
Dr. Josef Spiegel, Geschäftsführer der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen von 1997 bis 2020
Auszug der Visualisierung der Kraftstationen © Büro brandenfels landscape + environment, Münster
1. Wasserspielplatz
2. Franz John „Ressource Farbe“
3. Silvia Wienefoet „Leuchtfeuer“
4. Kulturhalle “Kraftwerk”
5. José Antonio Orts „Wäldchen“
6. Franziska Wicke/Jadranko Barišić „Kardo“
Worauf bauen wir auf? Woran knüpfen wir an?
© Juliane Maria Hoffmann, 2021
„Das gemeinsame Gärtnern kann Gemeinschaft bilden. Eine neue Beziehung zur Erde, zu den Pflanzen kann eine Erneuerung der Menschen, die gärtnern, bewirken. Deswegen bin ich gekommen und meine Erwartungen, mich selbst zu transformieren, in der Begleitung dieses Prozesses, haben sich auch erfüllt.“