Die Stiftung Künstlerdorf Schöppingen hat die Förderung internationaler Künstler:innen durch die Organisation eines Residenzprogramms zur Aufgabe.
Leitgedanke der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen ist der eines sozialen Raums, der den spartenübergreifenden künstlerischen Austausch und die persönliche und professionelle Entwicklung im internationalen Dialog fördert. Hieraus ergeben sich Innovationspotentiale sowie auch Möglichkeiten zur Reflexion auf individueller, struktureller und globaler Ebene.
Der Garten, die Gemeinschaftsküche, die Werkstatt, die Bibliothek, die Galerie, die Ausstellungshalle und das Umfeld des Künstlerdorfs bieten Raum für eine Vielzahl von Prozessen, Aktivitäten, Interaktionen und Engagement.
Sie werden zu Lern- und Wissensorten und zu Begegnungsstätten unterschiedlicher Perspektiven und Lebenswirklichkeiten sowie Wissensformen und fachlicher Disziplinen.
Das Künstlerdorf Schöppingen legt Wert auf kollegiale Beratung und Wissensaustausch in einem unterstützenden und nicht-kompetitiven Rahmen.
Als Teil des Auftrags, Kunstschaffende zu fördern, erkennt das Künstlerdorf Schöppingen unterschiedliche Bedarfe und ungleiche Voraussetzungen bei der Wahrnehmung des Residenzstipendiums an und begleitet diese individuell.
Kurzdarstellung
Die Stiftung Künstlerdorf Schöppingen befindet sich in zwei denkmalgeschützten Gutshöfen aus dem frühen 19. Jahrhunderts, gelegen im ländlichen Raum im Münsterland, nahe der niederländischen Grenze. Das Künstlerdorf vergibt jedes Jahr rund 40 Stipendien in den Bereichen Visuelle Kunst, Literatur und Komposition. Seit seiner Gründung im Jahr 1989 wurden insgesamt rund 900 Künstlerinnen und Künstler für einen Residenzaufenthalt eingeladen. Die Stipendien sind mit einem jeweils zwei- bis sechsmonatigen Aufenthalt im Künstlerdorf verbunden. Das Programm ist offen für internationale Bewerbungen und ohne Altersbeschränkung. Die Auswahl der Stipendiatinnen und Stipendiaten erfolgt durch Fachjurys, die turnusmäßig neu besetzt werden.
Das vom Künstlerdorf gestaltete Programm bietet die Möglichkeit, regelmäßig Einblicke in künstlerische Prozesse zu erhalten und in einen persönlichen Austausch mit den Stipendiatinnen und Stipendiaten zu kommen. Neben den fortlaufenden Veranstaltungen, wie monatlichen Abendessen und Brunches, organisiert das Künstlerdorf jährlich das Programm CAP (Curating for Advanced Practices), mit dem Ziel, Produktionsbedingungen und Umsetzungsfragen für künstlerische Praktiken zu diskutieren und neue Strategien und Strukturen in den Künsten zu entwickeln.
Zum Ende eines jeden Jahres erscheint eine Publikation, die Dokumentationen der Aufenthaltsstipendien, des fortlaufenden Programms sowie des CAP Programms umfasst. Jahreseditionen dienen der Unterstützung der Arbeit des Künstlerdorfes.
Um den Austausch der Stipendiatinnen und Stipendiaten auch über die Residenzaufenthalte hinaus nachhaltig zu fördern, besteht im Rahmen des Alumni-Programms grundsätzlich die Möglichkeit, das Künstlerdorf als Gast zu besuchen oder in späteren Projekten mitzuwirken. Diese Option erfolgt nach Absprache beziehungsweise auf Einladung.
Richtlinien
1. Förderung von KünstlerInnen
Im Zentrum der Arbeit der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen steht die Förderung seiner StipendiatInnen. Mobilität und das Arbeiten in einem neuen Kontext ermöglichen Perspektivwechsel und nachhaltige Dialoge. Das Residenzstipendium dient der individuellen künstlerischen Arbeit und der persönlichen und professionellen Entwicklung.
2. Freiräume schaffen
Das Künstlerdorf bietet einen offenen Raum, Zeit und finanzielle Entlastung, die sinnstiftende Reflektion und die Entwicklung von künstlerischen Prozessen ermöglichen.
Das Künstlerdorf schafft Freiräume für Begegnungen und Austausch, über restriktive Kontexte hinweg, und ermöglicht so Impulse für Transformationsprozesse.
3. Schutzräume bieten
Das Künstlerdorf legt Wert auf kollegiale Beratung und Wissensaustausch in einem unterstützenden und nicht-kompetitiven Rahmen.
Freie Kapazitäten und Ressourcen werden für KünstlerInnen, die in ihrer Meinungsfreiheit, von Verfolgung und Unterdrückung bedroht sind oder vor Krieg und Terror fliehen, zugänglich gemacht.
4. Reziprozität und Konvivialität
Wir schätzen und praktizieren Konzepte der Gegenseitigkeit und des Miteinanders im Selbstverständnis einer lernenden Institution. Auch im Verhältnis der Ethik der Gastlichkeit und des Besuchens setzen wir auf Fürsorge und Solidarität unter- und füreinander.
5. Regeln für temporäre Gemeinschaften
Das Künstlerdorf ist Schaffens- und Wohnort für temporäre Gemeinschaften von StipendiatInnen in fortlaufend unterschiedlichen Konstellationen. Angesichts der Komplexität von Aspekten des Zusammenlebens und Konfliktpotentialen im engagierten Austausch, gelten für das Residenzprogramm die vorliegenden Richtlinien sowie ein entsprechender Verhaltenskodex. Insbesondere bietet das Künstlerdorf ein diskriminierungssensibles Umfeld und positioniert sich eindeutig gegen Anfeindungen und Ausschlüsse.
6. Resonanzbedingungen
Das Programm des Künstlerdorfs schafft Resonanzräume für Begegnungen internationaler StipendiatInnen und der lokalen Gemeinschaft. Hausinterne sowie öffentliche Formate bieten Raum für Engagement und Austausch. Sie sind der Nährboden für Kooperationen und neue Netzwerke.
7. Social Spaces
Die Infrastruktur des Künstlerdorfs bietet einen physischen Rahmen zur Umsetzung von künstlerischen Vorhaben und zum Wissenstransfer. Wir betrachten unsere Räume als soziale Räume, die sich ständig verändern. Jeder soziale Raum ist mit Ideen, Techniken, Materialien und Praktiken ausgestattet, die mit der Arbeit unserer StipendiatInnen und ihren Projekten verbunden sind.
8. Soziale Verantwortung
Als Teil des Auftrags, KünstlerInnen zu fördern, erkennen wir ungleiche Voraussetzungen und unterschiedliche Bedarfe bei der Wahrnehmung des Residenzstipendiums an und begleiten diese individuell. Wir schaffen Zugänge und wirken Asymmetrien entgegen, indem wir StipendiatInnen bereits vor und nach dem Residenzaufenthalt* begleiten.
9. Ökologische Nachhaltigkeit
Bei Fragen der Mobilität, Produktion und Organisation setzt das Künstlerdorf auf einen ressourcenschonenden Umgang mit Materialien, Wasser und Energie.
Zur Verbesserung unseres ökologischen Fuß- und Handabdrucks entwickeln wir zurzeit einen konkreten Maßnahmenkatalog als Teil einer Nachhaltigkeitsstrategie.
10. Impulse geben
Wir begleiten künstlerische Prozesse unserer StipendiatInnen, die wertvolle Impulse für gesellschaftliche Veränderungen und Transformation liefern. Wir thematisieren unsere Beobachtungen in Bezug auf Potentiale von und Bedarfe für künstlerisches Schaffen im Rahmen des jährlichen CAP (Curating for Advanced Practices) Programms. Ziel von CAP ist es, Produktionsbedingungen und Umsetzungsfragen für künstlerische Praktiken zu diskutieren und neue Strategien und Strukturen in den Künsten zu entwickeln.
* Insbesondere, aber nicht ausschließlich, in Bezug auf Visum, Reise, Versicherung, Navigation, im Falle körperlicher oder anderweitiger Einschränkungen oder Elternschaft.