Soumeya Ait Ahmed und Nadir Bouhmouch (a.k.a. „Tizintizwa“) sind GeschichtenerzählerInnen, ForscherInnen und multidisziplinäre KünstlerInnen aus Marrakesch. Ihre Zusammenarbeit basiert auf ihrem Gefühl der Dringlichkeit angesichts der raschen Erosion von überlieferten, künstlerischen, sozialen und ökologischen Praktiken und Kenntnissen. Ihre Arbeit befasst sich damit, wie ländliche Kunstformen oft in die Kategorie der Folklore verbannt wurden, was ihre Wahrnehmung verzerrt und ihre Gültigkeit als zeitgenössische Kunstformen in Frage stellt. Während einige ihrer künstlerischen Arbeiten wie „Apartheid Casablanca“ (2020), „A (Rough) Seasonal Work Song“ (2023) und „Atlas Reservoir“ (2023) grob als poetischer politischer Film definiert werden könnten, arbeiten sie auch recherchefokussiert an Fotoessays, Artikeln und Kurzgeschichten wie „Before the End of the World: Kunst und Ideologie in Bled Siba“ (2019), “Quetzalcoatl’s Visit to Jbel Azurki: Or How Maize Came to Be Grown in the Atlas“ (2022) und “Remedies for Monotony: Kulturelle Ausdrucksformen des Klassenkonflikts im Apfelgarten“ (2022). Der Schwerpunkt der meisten ihrer Arbeiten, ob visuell, auditiv oder textlich, liegt fast immer auf Landwirtschaft, ökologischen Kämpfen, kollektivem Gedächtnis und volkstümlicher Geschichte. Während ihre filmische Praxis jedoch in der Regel aus partizipatorischen Prozessen besteht, die ländliche Gemeinschaften in das Schreiben, die Produktion und sogar die Postproduktion einbeziehen, ist ihre textliche und fotografische Praxis ein eher individuelles Unterfangen, an dem nur sie beide beteiligt sind. Als ProgrammiererInnen und KuratorInnen sind Soumeya und Nadir auch die MitbegründerInnen von AWAL, einem Kunst- und Forschungsprogramm, das Forscher und Künstler ausbildet, um die audiovisuelle Dokumentation verschwindender mündlicher Traditionen in ländlichen Gebieten Marokkos zu fördern. Im Rahmen von AWAL haben sie Ausstellungen wie „All the Countries Without Legends are Condemned to Freeze to Death“ (2021-2022) und „Timghi“ (2020-2021) im LE18, Marrakesch, mitkuratiert. Als Ko-KuratorInnen von LE18 wurden ihre Arbeiten, darunter Performances, ein öffentliches Programm und eine Archivfilm-Bibliothek, auf der documenta fünfzehn gezeigt. Derzeit sind sie auf der 35. Biennale von Sao Paulo und der CIRCA Art vertreten.
„Unsere Zeit im Künstlerdorf verbrachten wir damit, mehrere Projekte zu jonglieren, darunter einen Film, eine Performance und eine medienübergreifende Ausstellung. Unsere Tage in Schöppingen waren daher auf jedes dieser Projekte aufgeteilt. Das Stipendium und das große Atelier boten uns den geistigen Freiraum, um uns ganz dieser Arbeit zu widmen.“