Stipendiat:innen
Hafiza Qasimi*
photo: Camilo Pachón

Hafiza Qasimi (*1998 in Wardak, Afghanistan) brachte sich das Malen autodidaktisch bei, den Lebensunterhalt hatte sie sich mit Aufträgen, Malkursen und im Laden ihres Bruders verdient. Eine Woche nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021, wurden Frauen ihre Grundrechte aberkannt. Am 23. Juli 2022, verließ sie ihr Heimatland und floh in den Iran zu ihrer Schwester. Mithilfe ihres Bruders, der bereits in Deutschland lebt, gelang es schließlich nach acht Monaten ein Visum zu bekommen.

Mit meiner Kunst wollte ich zeigen, dass wir afghanischen Frauen mit den Männern und allen anderen Menschen auf der Welt gleichwertig sind. Vor der Machtübernahme der Taliban hatte ich eine eigene Galerie und unterrichtete SchülerInnen. Ich war Teil einer KünstleInnenrgruppe, mit der ich gemeinsam Projekte durchgeführt und entwickelt habe, z.B. das Projekt „Malen zur Verteidigung der Frauen in Bamyan“, wo die Taliban die großen Buddha- Statuen zerstört haben, oder die Wandmalerei an der Sayyidal-Shuhada-Schule, mit der wir den Schülerinnen nach einem Attentat neue Hoffnung geben wollten. Ich verdiente mein eigenes Geld und konnte von meiner Arbeit leben, fühlte mich frei und stark. Mein großes Ziel, an einer Kunsthochschule zu studieren, besser zu werden, wirklich gut zu werden, ist jedoch mit der Herrschaft der Taliban undenkbar geworden. Mein Atelier und ein Großteil meiner Bilder wurden zerstört, mein Leben bedroht. Trotzdem arbeitete ich insgeheim weiter und ließ meine im Versteck entstandenen Bilder abfotografieren, bevor ich sie verbrannte, um sie zu retten.