Stipendiat:innen
Julienne De Muirier
Camilo Pachón, Stiftung Künstler*dorf 2024

Julienne De Muirier ist Autorin für Prosa und Dramatik. Sie schrieb u.a. für Theaterproduktionen am Theater Oberhausen, Residenztheater München und dem Hessischen Landestheater Marburg. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit Entfremdung, dem Leben in der Diaspora und dem Ich. Ihre Prosa wurde in Zeitschriften wie BELLA triste, Das NARR und defrag Zine veröffentlicht. 2022 war sie Teil des Kurator*innenteams für den Band NEUE TÖCHTER AFRIKAS und stand auf der Shortlist des Wortmeldungen Förderpreis. 2023 schrieb sie für die Produktion blues in schwarz weiß am Residenztheater und wurde für ihre Kurzgeschichte Nachtfahrt mit dem Förderpreis des Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet.

In den drei Monaten meines Aufenthaltes in Schöppingen arbeitete ich an meinem ersten Roman.
Ich schrieb in der Bibliothek, ich schrieb am Kamin, ich schrieb im Atelier, ich schrieb an einer Reihe von Tischen, ich schrieb, während ich die täglichen Runde ging. Ich dachte über das Schreiben nach. Ich klebte Zettel und Blätter an die Wand. Ich beobachtete beim Gehen, wie sich die Krähen in den Bäumen trafen, manchmal auch Tauben, und ich blieb kein einziges Mal stehen, um mich zu fragen, warum, aber dachte immer, so viele Krähen hätte ich noch nie auf einem Baum sitzen sehen. Noch nie, nirgendwo. An die Stille dieses Ortes war ich auch nicht gewöhnt. Wie das so ist, bringt die Stille das Denken in Bewegung. Sie zwingt dazu, irgendetwas zu erzeugen, das ihr entgegenwirkt. Das war das Schreiben dort. Als hätte diese Zeit mir einen Raum eröffnet und gesagt, ich müsste ihn für mich selbst füllen und wenn ich es nicht täte, würde mich die Stille erschlagen. Das war diese Arbeit für mich, an diesem Ort, der zu oft selbst wie geschrieben wirkte. Irgendwo zwischen Ruhe und Schrecken. So wie es immer ist.