Stipendiat:innen
Polina Borodina
Camilo Pachón, Stiftung Künstler*dorf 2024

Polina Borodina setzt sich mit sensiblen Themen auseinander und arbeitet in verschiedenen Theaterformen. Ihre Stücke wurden von der Kritik hoch gelobt und gewannen zahlreiche Schauspiel- und Theaterwettbewerbe. Borodina unterrichtet Drama, Dokumentartheater und kreatives Schreiben und leitet Theaterlabore und -festivals.
Polina Borodina wurde 1990 in Jekaterinburg, Russland, geboren. Sie hat einen BA-Abschluss der Akademie für zeitgenössische Kunst und studierte Literarisches Schreiben am Jekaterinburger Theaterinstitut. Sie hat Ausstellungen kuratiert, als unabhängige Autorin gearbeitet und war Programmdirektorin am Center for Contemporary Drama. Außerdem hat sie einen Bachelor-Abschluss in Psychologie.
Seit 2018 leitet sie Theaterlabore und gründete das Festival „For!text“ in Jekaterinburg. Außerdem war sie Teil des künstlerischen Direktoriums des Lubimovka Independent Playwriting Festival.
Im Jahr 2023 organisierte sie ein Festival für Antikriegsdramaturgie am Theater Akud in Berlin und arbeitete als Dramaturgin an der Berliner Performance „Run.Refugee“. Ihre Stücke werden derzeit in Deutschland und Estland aufgeführt. Polina Borodina lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland.

„Ich bin allen, die diese Residenz machen, unendlich dankbar, dass ich im Künstlerdorf Schöppingen sein durfte. Es war meine Chance, mich in meinen Text zu vertiefen und mich nicht von Haushaltsaufgaben und Geldverdienen ablenken zu lassen, was für mich als frische Immigrantin besonders wichtig ist. Meine Schriftstellerinnen-Identität war durch den Krieg in meiner Heimat völlig zerbrochen und ich konnte fast zwei Jahre lang keine eigenen Texte schreiben. Ich habe in dieser Zeit als Dramatikerin und Regisseurin in verschiedenen Projekten gearbeitet, aber ich dachte nicht, dass ich wieder große, komplexe, nur mir gehörende Stoffe realisieren könnte. Und jetzt bin ich wieder auf dem Weg.
Menschen, die schreiben – egal ob Theaterstücke oder Prosa – schreiben mit Erfahrung und Kontext, nicht nur mit Sprache. Und diese Reise von Berlin nach Nordrhein-Westfalen hat mir auch geholfen, das Land, in dem ich jetzt lebe, besser zu verstehen und mehrere Exposés für zukünftige Texte zu schreiben, die bereits hier, in Deutschland, spielen. Memoiren und Briefe von Emigranten aus verschiedenen Epochen bestätigen, dass der Beginn des Schreibens über eine neue Realität das Schwierigste ist. Und in Schöppingen habe ich einige zuversichtliche Schritte in diese Richtung gemacht.“