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17. Dezember 2023 — 12.00 Uhr

Das Künstlerdorf Schöppingen ist tief erschüttert über die Eskalation der Gewalt in Israel und Palästina. Das Leid der Zivilbevölkerung in Israel, im Gazastreifen und in den anderen palästinensischen Gebieten ist unerträglich, die Freilassung der verschleppten Menschen und das Ende der Gewalt muss das drängendste Ziel sein.

Gleichzeitig nehmen wir eine zunehmende Polemisierung und Polarisierung des öffentlichen Diskurses wahr. Die mit dieser Radikalisierung einhergehende Entmenschlichung beunruhigt uns zutiefst. Für eine kritische Auseinandersetzung muss es in diesem Konflikt mehr als zwei Seiten geben. Besonders die Künste müssen als Räume für Dialog und feine Zwischentöne erhalten bleiben. Das Künstlerdorf Schöppingen steht für ein respektvolles Miteinander im internationalen Dialog. Antisemitische, antiislamische, antipalästinensische und jegliche xenophobe Haltungen sind mit dieser Auffassung nicht zu vereinbaren. Wir sprechen uns gegen die Instrumentalisierung des Konfliktes und für ein offenes und friedvolles Miteinander aus.
Daher nehmen wir den eskalierenden Konflikt zum Anlass für eine besondere Veranstaltung. Wir laden Sie herzlich ein zu einer Besprechung des Essays „Gegen den Hass“ von Carolin Emcke. Dieses mahnt, dass für die Vision einer offenen Gesellschaft ein „genaues Beobachten, ein nicht nachlassendes Differenzieren und Selbstszweifel“ (Carolin Emcke) notwendig sind.

 

Carolin Emcke, eine der wichtigsten Intellektuellen der Gegenwart, äußert sich in ihrem engagierten Essay „Gegen den Hass“ zu den großen Themen unserer Zeit: Rassismus, Fanatismus, Demokratiefeindlichkeit. In der zunehmend polarisierten, fragmentierten Öffentlichkeit dominiert vor allem jenes Denken, das Zweifel nur an den Positionen der anderen, aber nicht an den eigenen zulässt. Diesem dogmatischen Denken, das keine Schattierungen berücksichtigt, setzt Carolin Emcke ein Lob des Vielstimmigen, des „Unreinen“ entgegen ― weil so die Freiheit des Individuellen und auch Abweichenden zu schützen ist. Allein mit dem Mut, dem Hass zu widersprechen, und der Lust, die Pluralität auszuhalten und zu verhandeln, lässt sich Demokratie verwirklichen. Nur so können wir den religiösen und nationalistischen Fanatikern erfolgreich begegnen, weil Differenzierung und Genauigkeit das sind, was sie am meisten ablehnen.
Für alle, die überzeugende Argumente und Denkanstöße suchen, um eine humanistische Haltung und eine offene Gesellschaft zu verteidigen.

Verlag: FISCHER Taschenbuch, 2018

 

Leserechte mit freundlicher Genehmigung des S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main