Stipendiat:innen
Grashina Gabelmann

Grashina Gabelmann (*1988, Deutschland) ist Chefredakteurin und Gründungsmitglied von Flaneur Magazine – einer ortsspezifischen, interdisziplinären und preisgekrönten Publikation, die sich auf eine Straße pro Veröffentlichung konzentriert. Sie ist Übersetzerin von Romanen, veröffentlichte psychogeografische Prosa und arbeitet derzeit an einem digitalen interaktiven Spiel, in dem sie mit Archiven, mündlich übertragener Geschichte sowie persönlichen und kollektiven Erzählungen experimentiert.

Ich habe die letzten vier Monate damit verbracht, in Schöppingen einzutauchen, indem ich lokale Veranstaltungen besuchte, ein für diese Region spezifisches Kartenspiel erlernte, Workshops gab, Beziehungen zu EinwohnerInnen aufbaute und mich von einem Moment oder einer Person auf natürliche Weise zum nächsten führen ließ wobei ich immer offen und neugierig blieb und – was am wichtigsten ist – zuhörte. Für mich ist Zuhören eine der höchsten Formen der Fürsorge, die wir einander geben können, und diese persönliche Überzeugung ist auch eine kreative Methodik, die in meine Projekte einfließt. Ich begann, in vielen Gesprächen mit verschiedenen Menschen Geschichten über Schöppingen zu sammeln, und tauchte schließlich in Archivmaterial ein, machte Fotos und Videos und erweiterte meine Praxis des Zuhörens auf die Forschung. Die gesammelten Fragmente verwandle ich nun in ein digitales interaktives Spiel, das partizipatorisch und multidisziplinär ist und sowohl ein Archiv als auch ein spielerisches Experiment mit mündlich übertragener Geschichte darstellt. Die Inhalte werden gemeinsam mit den EinwohnerInnen unter Verwendung ihrer persönlichen Geschichten und kollektiven Erinnerungen erstellt – das Spiel wird ein Spaziergang durch die Vergangenheit und Gegenwart von Schöppingen sein, bei dem Menschen, Orte und Objekte miteinander verbunden werden, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben.