Stipendiat:innen
Annalee Davis

Annalee Davis ist als bildende Künstlerin, Kulturaktivistin und Schriftstellerin tätig. Ihre Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle von Biografie und Geschichte und konzentriert sich auf die Ökonomien nach der Plantagenwirtschaft, indem sie sich mit einer bestimmten Landschaft von Barbados auseinandersetzt. Ihr Atelier, das sich auf einem Milchviehbetrieb befindet, der im 17. Jahrhundert als Zuckerrohrplantage betrieben wurde, bietet einen kritischen Kontext für ihre Arbeit. Durch Zeichnen, Spaziergänge, die Herstellung von (Busch-)Tees und den Anbau von lebenden Apotheken schlägt Annalee künftige Strategien zur Reparatur und zum Gedeihen vor, während sie die Rolle von Pflanzen und lebenden Parzellen als angestammte Orte der Verweigerung, des Gegenwissens, der Gemeinschaft und der Heilung untersucht.

Ich interessiere mich für die Idee der langsamen Kulturarbeit und glaube, dass wir in dieser drängenden Zeit die ökologische Krise innerlich und äußerlich erleben. So sehr ich mich bei meiner Ankunft in Schöppingen auch langsam bewegen wollte, so schwer war mein innerer Schalthebel zu betätigen. Nach einem Monat des selbst auferlegten Drucks, produktiv zu sein, richtete ich mich nach dem Schlag meiner inneren Trommel in meinem Atelier aus, das sich zu einer von Linden und Weiden geschützten Wiese hin öffnet.

Ich traf Kreative aus der ganzen Welt und genoss die Freundlichkeit, mit der jeder behandelt wurde. Gemeinsame ökologische Färbeexperimente, Ausstellungen mit StipendiatInnen und Begegnungen mit SchöppingerInnen, deren Interessen sich überschneiden, waren unerlässlich. Endlose gesellige Veranstaltungen durchbrachen die langen Sommertage.

Internationale Residenzprogramme sind Blasen, aber wir nehmen an ihnen teil, weil vieles in der „realen“ Welt hart, unsicher und unerträglich sein kann. Angesichts der Tatsache, dass KünstlerInnen unwissentlich zu den Schamanen unserer Zeit geworden sind, sind es Stipendien wie diese, die einen Rettungsanker bieten.