Stipendiat:innen
Natalja Althauser

Natalja Althauser (*1991 in Heidelberg, Deutschland) lebte als Kind u.a. in Moskau, Den Haag, Brüssel und Berlin. 2011 begann sie ihr Studium der Slavistik und Philosophie in Freiburg im Breisgau. 2016 ging sie für ihren Master in Contemporary Performing Arts an der
Royal Holloway University nach London. Seit 2017 ist sie als freischaffende Sprecherin, Schauspielerin und Regisseurin im Theater („Der Große Gatsby“, „Who’s afraid of Virginia Woolf?“) und Kurzfilmbereich („Liebe; Alles auf Anfang“). Im Sommer 2017 war sie Mitkuratorin des AsterFilmFestival in Strumica, Nordmazedonien und arbeitete als Produktionsassistentin für ARTE. Seit Oktober 2019 arbeitet sie an ihrem Romanprojekt am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Im Oktober 2022 wurde ihr erstes Stück („Gottlos“) im eWerk in Freiburg im Breisgau uraufgeführt.

Schöppingen, wo? Die Freude war groß, als ich die Zusage aus dem Künstlerdorf in Schöppingen erhielt, gefolgt von einer schnellen Google-Recherche, wo sich Schöppingen nun eigentlich genau befand. In NRW. Aha. Nahe der niederländischen Grenze. Mhm. Mit einem Nikolausverein. Oookay..? Kurzum ich war sehr gespannt auf dieses „Dorf“, das mich erwarten würde.
Mein Aufenthalt im Sommer war gespickt mit Erfahrungen aus dem „hauseigenen“ Künstlergarten, in denen ich die Vielfalt der Pflanzen- und Gemüsewelt einmal mehr zu schätzen und zu respektieren wusste. Mir wurde bei meinen zahlreichen Fahrradtouren bewusst, wie viel Platz und Licht es hier gab. Ich lernte Menschen kennen, die ihr ganzes Leben an einem Ort verbracht hatten, deren Familien aus dem nächsten oder übernächsten Dorf kamen und die mich sehr wohlwollend aufnahmen und einführten in ihre Geschichte, ihre Traditionen und Bräuche. Ich sollte Platt kennenlernen, die Vechte, den Angelverein mit seinen unzähligen Forellen, die Wasserschlösschen aus der Umgebung, lernte Förster und den Wald kennen und begann die immense Arbeit, die um und an die Landwirtschaft gruppiert war, zu schätzen.
Schöppingen war eine intensive Zeit, eine arbeitsreiche Zeit und eine Zeit der Reflektion. Eine Periode, in der ich mich ungestört unter meinen Seiten vergraben konnte und Gedanken wie eine Perlenschnur auffädeln konnten, bis sie einen Satz, einen Sinn und eine Geschichte bildeten. Der Herbst gab mir Zeit diese Ideen aufzuschreiben, ihnen eine Kontur zu verleihen und sie in meiner Elfenbeinkammer auszubrüten. Die wesentlichen Dinge, die man im Leben braucht, sind Zeit, Ruhe und Raum. Alles andere ist Luxus.